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Verleihung Wissenschaftspreis 2021 des Instituts der deutschen Wirtschaft an Dr. Matthias Gries, StB


Am 12. November 2021 wurde Dr. Matthias Gries, stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses VI („Distributed Ledger in Besteuerungsprozessen“) im IDSt mit dem Wissenschaftspreis Bürokratie für seine Dissertation „Umsatzsteuerliche und statistische Untersuchung der Meldeverpflichtungen im innergemeinschaftlichen Warenverkehr – Eine normative und quantitative Analyse zum Bürokratieabbau in den Unternehmungen am Beispiel der Siemens AG“ durch das Institut der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet. Hiermit wurde ihm für seine wissenschaftliche Leistung bereits zum zweiten Mal ein Preis verliehen. Zuvor gewann er den renommierten Schmalenbach-Preis für seine Arbeit. Wir gratulieren sehr herzlich zu der erneuten Auszeichnung.

Ganz im Sinne der Zielsetzung des IDSt untersuchte Matthias Gries, wie im innergemeinschaftlichen Warenverkehr ein seit 1993 unverändertes „Meldeverfahren 1.0“ an das Zeitalter der Digitalisierung angepasst werden kann. Hierzu zeigt er unterschiedliche Reformansätze auf. Das Einsparpotential für die deutsche Wirtschaft wird auf jährlich 1,5 Mrd. Euro geschätzt. Gleichzeitig würde die Datenqualität für die amtliche Statistik verbessert werden.

Probleme in der aktuellen Meldesystematik

Während der Staat für die Erhebung der Kirchensteuer einen Verwaltungskostensatz von 2-4 % des Aufkommens von der Kirche erhält, werden Unternehmer als „Eintreiber“ der steuerlichen und statistischen Daten für den Fiskus unentgeltlich tätig. Darüber hinaus erfordert das überkommene Meldesystem bei einer innergemeinschaftlichen Warenbewegung für den Unternehmer bis zu fünf verschiedene Meldepflichten (mit unterschiedlichen Adressaten und Prozessen zur Übermittlung). Synergieeffekte werden in der Meldesystematik nicht berücksichtigt, wodurch zahlreiche Daten in den verschiedenen Meldungen redundant abgefragt werden. Die Meldedifferenzen zwischen Steuer und Statistik beeinträchtigen die Qualität der Außenhandelsstatistik. Darüber hinaus haben Unternehmer bei Meldedifferenzen zwischen Steuer und Statistik Sanktionen zu befürchten.

Reformideen zur Meldesystematik

In seiner differenzierten Analyse zeigt Matthias Gries die Ursachen für potentielle Meldedifferenzen zwischen amtlicher Statistik und Umsatzbesteuerung auf, systematisiert diese und entwickelt Lösungsansätze für ein integriertes Meldesystem. Die Lösungsansätze umfassen sowohl Anpassungen des gegenwärtigen Systems als auch grundlegende Ansätze eines digitalisierten, blockchain- bzw. cloudbasierten „Meldesystems“.

Reformansatz 1: Verknüpfung des steuerlichen und statistischen Meldeverfahrens

Eine Reduzierung des Meldeaufwands für die am innergemeinschaftlichen Warenverkehr teilnehmenden Unternehmer um ca. 50 % ließe sich erreichen, wenn die steuerlichen und statistischen Meldeverfahren zu einer Zusammenfassenden Mehrwertsteuer- und Statistik-Meldung (ZMSM) verknüpft würden. Wenn zuvor die untersuchten Meldedifferenzen zwischen Steuer und Statistik beseitigt werden, steigt darüber hinaus die statistische Datenqualität.

Reformansatz 2: Blockchain

Für eine umfassende Reform der Meldesystematik bietet sich an, das steuerliche und statistische Meldeverfahren mittels eines automatisierten Meldesystems im Rahmen einer Blockchain abzubilden. In diesem Fall würde das überholte Melde- von einem Datenbezugssystem mit autorisierten Zugriffsrechten der Behörde abgelöst.

Fazit

Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, die staatlich verursachten Bürokratiekosten zu senken. Das Werk von Matthias Gries zeigt eine Möglichkeit hierzu auf und könnte auf politischer Ebene eine Diskussionsgrundlage zur Weiterentwicklung der Meldesystematik im innergemeinschaftlichen Warenverkehr ermöglichen. Der Autor gibt wichtige Impulse für eine Fortentwicklung hin zu einer digitalen Meldesystematik, die im Rahmen der Arbeit des III. und VI. Fachausschusses des IDSt nutzbringend berücksichtigt werden können.

Das Werk ist als hybride Publikation erhältlich. Um eine Stärkung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Praxis zu leisten, ist ein Kurz-Beitrag der Untersuchung im Open-Source-Format in der „Zeitschrift“ Schmalenbach-Impulse (siehe unten) einsehbar.

Weiterführende Links:

Die Dissertation in der Reihe Unternehmen und Steuern (Band 85) im Shaker Verlag:

www.shaker.de/de/content/catalogue/index.asp?lang=de&ID=8&ISBN=978-3-8440-6648-7

Open-Source-Kurz-Beitrag:

www.schmalenbach-impulse.de/der-innergemeinschaftliche-warenverkehr-buerokratiewahnsinn-durch-fehlende-ausnutzung-von-synergieeffekten-in-der-meldesystematik/

Schmalenbach-Preisträger 2019:

www.schmalenbach.org/index.php/careercenter/schmalenbach-preis/bisherige-preistraeger


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